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Mein VanMoof war ein Fehlkauf

15.06.2025

Vor einigen Jahren kaufte ich das VanMoof S2; das war Anfang 2019. Bestellt hatte ich es am 26. Oktober 2018; geliefert wurde es am 16. Januar 2019. Fürs Rad zahlte ich 2457 Euro. VanMoof gewährte damals einen «Early Bird Discount» in Höhe von 1000 Euro, es hätte also eigentlich knapp 3500 Euro gekostet. (Ich habe später weitere 59 Euro erstattet bekommen – so viel hatte ich für den optionalen Gepäckträger bezahlt.) Umgerechnet habe ich in den vergangenen sechseinhalb Jahren 30 Euro pro Monat für das S2 bezahlt.

Das Rad hatte zwar ein paar nervige Eigenheiten, die Schaltung etwa, aber es machte Spaß, damit durch die Stadt zu fahren. Manchmal stürzte es ab, also der kleine Computer im Rahmen, dann startete das S2 einfach neu und fuhr weiter. Anfangs konnte ich mit dem S2 auch noch 32 km/h schnell fahren, das war möglich, aber illegal, deswegen habe ich das natürlich auch niemals gemacht. (VanMoof hat den Motor später auf 25 km/h gedrosselt, damit es keinen Ärger mehr gab.)

Schick sieht es aus, doch lange hat es nicht gehalten: das S2 von VanMoof.

Irgendwann setzte der Motor vom S2 allerdings ganz aus. Das Display zeigte zwar noch tapfer die sinkende Geschwindigkeit an, aber der Boost-Knopf blieb wirkungslos. Ich strampelte schimpfend vor mich hin und merkte, wie schwerfällig dieses olle Fahrrad ohne Motor eigentlich ist. Unfahrbar, weil die seltsame 2-Gang-Schaltung viel zu spät automatisch schaltete. Ich hielt an, startete das Rad mehrmals neu, setzte es sogar zurück. Dann fuhr ich ohne Power nach Hause. Schwitzend. Fluchend.

Ich fuhr ohne Power nach Hause. Schwitzend. Fluchend

Glücklicherweise ging der Motor irgendwann «einfach wieder» und ich fuhr mit dem S2 weiterhin zur Arbeit, zum See, durch den Wald. Die Monate vergingen. Dann fiel der Motor immer öfter plötzlich aus. Heute auch wieder – es ist Juni, das Wetter ist herrlich und ich wollte sinnlos durch die Gegend brausen. Doch das S2 ließ mich im Stich. Wieder einmal. Ich denke, es ist nun endgültig vorbei. Denn selbst wenn der Motor morgen wieder funktionieren wird: Ich kann mich auf das Fahrrad längst nicht mehr verlassen. Das S2 war ein ziemlicher Fehlkauf. (Der Motor schweigt weiterhin.)

Ärgerlich fand ich auch, dass sofort nach dem Kauf auch schon S3 erschienen ist: Da haben sie dann einige Punkte verbessert, etwa die Schaltung. Hätte ich mal gewartet! Dann ging VanMoof vor zwei Jahren pleite, heute gehört der Laden zu Lavoie, einer McLaren-Tochter. Fürs S2 gibt es offiziell keine Ersatzteile mehr. Das Rad ist nach sechs Jahren quasi Elektroschrott. Und ich bin nicht der einzige S2-Fahrer, der mit seinem elektrischen Drahtesel Ärger hat: Auch andere berichten von Motoraussetzern. In dem Forum motzte einer: «Kauf dir was Gescheites im Laden vor Ort.» Wahrscheinlich hat er recht.


Vor einigen Tagen hat VanMoof das neue S6 vorgestellt. Kurz dachte ich: Oh, das könnte ich doch kaufen, dann sind meine Probleme gelöst! Ich war wohl fiebrig. Denn natürlich werde ich nie wieder ein VanMoof erwerben. Ich könnte mich durch Fachforen ackern und mein olles S2 mühsam hacken, aufreißen und reparieren; kann einen Raketenantrieb dran löten und USB-C und Blinker. Mache ich aber nicht. Will ich nicht. Kann ich nicht. Ich möchte nur Radfahren. Einfach nur das.

Wird es den Käufern des S6 besser ergehen? Wird das Rad länger halten – und wird VanMoof langfristig Support leisten können? Sie hatten zum Beispiel versprochen, dass es auch in Hannover einen VanMoof-Laden geben würde – das wäre für mich faulen Hund natürlich praktisch gewesen. (Sollen die doch die Kette ölen!) Daraus wurde nichts. Im Keller steht jetzt noch der riesige Karton, in dem das S2 geliefert worden ist. Den habe ich gewissenhaft aufgehoben; falls mal was ist! Der Karton hat zwei Umzüge mitgemacht. Ich werde ihn verbrennen müssen. Und das S2 gleich mit. Ich will lodernde Flammen sehen und der Akku soll heftig explodieren und dann kommt die Feuerwehr, ein ganzer Löschzug und ich muss dann wohl ins Gefängnis. Also doch lieber Kleinanzeigen: Verkaufe defektes S2.

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Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr